Sonntag, 2. Juli 2017

Tagesbericht 02.07.2017: Königsetappe Nordkap

Tagesstatistik

Fahrtstrecke


ZwischenzielKilometerHöhenmeter ↑Höhenmeter ↓
Alta5,4↑ 78↓ 97
Nordkap69,5↑ 1235↓ 1233


Wetterdaten



Wert
Temperatur min14° abends
Temperatur max31° Sonne Windschatten
20°-25° unterwegs
Windrichtung
Windstärkeschwach, gegen Abend stärker
Bewölkungin Honnigsvåg sonnig, zum Kap hin wolkiger bis bedeckt



Bericht

Der Wetterbericht​ für Montag Nachmittag und vor allem Dienstag sieht für Alta überwiegend Regen und deutlich niedrigere Temperaturen voraus. Auch für Olderfjord und Honningsvåg ist heute der letzte gute Tag.
Also die Entscheidung getroffen, bis Honningsvåg den Bus zu nehmen und je nach Wetterlage am Montag vielleicht von Olderfjord nach Alta zurück zu radeln.
Den Wecker um 07:00 Uhr brauchte ich nicht. Um 07:00 Uhr war bereits das Zelt abgebaut und ich in der Küche beim Zubereiten des Frühstücks.
Um kurz nach 08:00 Uhr habe ich mich dann auf den Weg zum Busbahnhof nach Alta gemacht.
Unterwegs festgestellt, dass ich vergessen hatte, die Trinkflaschen wieder aufzufüllen. Na gut, in Honningsvåg ist wohl auch schon die Erfindung des Wasserhahns angekommen. Beim Bergabfahren machte es auf einmal plumps. Die Cola-Flasche, die mir seit Deutschland so gute Dienste geleistet hatte, fiel (a) aus der Halterung und geriet (b) unter mein Hinterrad. Dieses blieb Sieger und die Flasche war kaputt.
Mit nur einer Flasche von Honningsvåg zum Nordkap bei den heutigen Temperaturen? Geht gar nicht, allerdings haben sonntags die Geschäfte in Norwegen geschlossen. Die Esso-Tankstelle war aber offen. Eine Ersatz-Cola gab's auch. Der Liter für umgerechnet ca. 4€.
Der Bus kam dann pünktlich um 09:00 Uhr an und die Fahrt begann. Zuerst am Flughafen vorbei und dann über Olderfjord nah Honningsvåg. Unterwegs konnte man sehr gut erkennen, dass der Winter schneereich und sehr lang war. Die Birken standen zum Teil noch im Schnee und bekamen erst ihre Blätter, der Bach/Fluss neben der Straße war ziemlich voll und reißend.
Im folgenden ein paar Eindrücke von der Busfahrt.








In Honningsvåg dann schnell das Rad gepackt und eine Möglichkeit gesucht, die Flaschen aufzufüllen. Die Cola und Schokolade hatte ich in der letzten halben Stunde vor der Ankunft jeweils zur Hälfte verzehrt, damit beim Start direkt genügend Körner zur Verfügung stehen.
Aoropos letzte halbe Stunde. Diese führte durch mehrere Tunnel mit der Krönung 6,8km Nordkapptunnelen. Ich bin nach der Fahrt froh, mich gegen die Durchfahrt mit dem Rad entschieden zu haben. Spaß sieht bestimmt anders aus. Alleine die Lautstärke, die selbst im Bus noch zu hören war, gepaart mit der Nässe und der Steigung, das muss ich nicht haben, wenn es sich vermeiden lässt.
Der Busfahrer meinte unterwegs noch, dass wir den Anschluss zum Nordkap in Honningsvåg wohl noch bekommen würden und meinte, mit voll bepacktem Reiserad wäre der Weg wohl viel zu steil. Ich habe mich aber nicht verführen lassen und wie oben beschrieben, das Rad gepackt.
Vor der Abfahr noch ein paar Bilder aus Honningsvåg .
Die Nordnorge war an diesem Tag noch auf der nach Norden gehenden Route unterwegs.





Auf der ersten Mini-Steigung überholten mich drei unbepackte Rennradfahrer. 
Definitiv nicht meine Geschwindigkeitsklasse.
Ansonsten verliefen die ersten acht Kilometer nahezu flach am Wasser entlang. Wenn da nur nicht dieses warme, sonnige Wetter gewesen wäre, das zu so vielen Fotostopps führte.



















Ich habe sogar die Lenkertasche umgepackt, um das 70-300er-Teleobjektiv immer schnell griffbereit zu haben.
Nach 8km kam dann die erste richtige Steigung. Angekündigt mit 9%. Die gab es dann auch auf längeren Passagen mit kleinen Erholungsstücken von 4-6%.





Insgesamt 235hm auf den nächsten 3,5km. Danach gemächlicher mit max. 4% bis ca. Kilometer 13. Oben angekommen, habe ich erst einmal die Regenjacke übergezogen.




Ganz im Hintergrund auf dem Plateau ist das Nordkap zum ersten Mal zu erahnen

In der Steigung gab es kaum Wind, dafür Sonne bei 26°C. Folglich war ich durchgeschwitzt.
Die folgende Abfahrt ging es in der Spitze mit über 60km/h runter, um danach wieder mit max. 9% hochzugehen. 
Da sieht man wenigstens gleich, was einen erwartet

Nordkapp, gleich da ?!?

Da fehlen nur noch ein paar Hügelchen



GESCHAFFT!

wie man links sieht, aber nicht alleine

Mit allen Fotostopps habe ich für die knapp 35km gut drei Stunden gebraucht.
Und dann war ich da.  In der Ferne hatte ich das Kap schon nach dem ersten Anstieg gesehen, doch nun kam ich immer näher. Beim Kassenhäuschen vor dem Parkplatz wurde ich durchgewunken, als Fahrradfahrer gibt es freien Eintritt.
Den bekam vor mir auch ein junger dänischer Wanderer, der vor drei Monaten in Kap Lindesnes gestartet ist. Für die Nicht-Norwegen-Kenner. Kap Lindesnes ist der südlichste Punkt Norwegens.

Mein Rad war vollbepackt da ...


... und ich auch! Im kurzen Trikot bei über 20°C

Am Globus, dem meistfotografierten Motiv am Nordkap traf ich ihn wieder. Wir haben uns längere Zeit unterhalten. Ganz spontan habe ich meinen aus Deutschland mitgebrachten Prosecco mit ihm brüderlich geteilt. Gegen diese Wanderleistung habe ich nur etwas mehr als einen Wochenendeausflug gemacht.


Am Nordkap blies dann doch ein stärkerer Wind, so dass ich mich ins Gebäude verzog. Schnell einen Rundgang gemacht, 
Nachgestellte Szene der Entdeckung/Benennung des Felsens als "North Cape" im 16. Jahrhundert.


Die Halle des Lichtes

ein paar Karten geschrieben, Souvenirs gekauft (musste sein!), den Panoramafilm mit, wie ich finde, faszinierenden Aufnahmen geschaut und nach was Essbarem Ausschau gehalten. Dabei blieb es auch. Umgerechnet 4€ für einen Kaffee (ohne Refill-Prinzip!) und 6€ für ein Stück Torte war mir zu viel. Also aus der Packtasche zwei Schnitten und die Tube skinkost (Streichkäse mit Schinken) geholt, die verdünnte Cola dazu und fertig war die Mahlzeit.
Nun war es schon nach 18:00 Uhr. Also Zeit für den Rückweg. Auf diesem habe ich keine Stopps eingelegt.
Kurz vor 21:00 Uhr kam ich in Honnigsvåg am Vandrarhem an. Da ich ehrlich vollkommen platt war und eine Dusche und ein Bett wollte, habe ich mich dort einquartiert.
Der Preis ließ mich kurz überlegen. 600NOK ist das mit Abstand teuerste auf dieser Reise. Dafür mit Bettwäsche und Frühstücksbuffet und einem großen Fernsehraum, wo ich mit einem weiteren Deutschen die zweite Halbzeit des Confed-Finales geschaut habe. Es kam, wie es kommen musste. Immer, wenn ich in Skandinavien Fußball schaue, gewinnt Deutschland. 
Nun liege ich frisch geduscht und abgefüttert im Bett, schreibe die Erlebnisse des Tages auf und freue mich schon auf das Frühstücksbuffet.

Nachtrag: Warum Königsetappe?
Zum Einen, Ziel erreicht, zum Anderen, mit über 1.200 hm kann man so manchen Alpenpass bezwingen.
Sollte ich allerdings Mal wirklich auf die Idee kommen, dann nur mit dem Silbermond-Motto ("Leichtes Gepäck").

Ungefähre Route: